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Freiwillige Feuerwehr Melle
Team Öffentlichkeitsarbeit
01.07.2012
01.07.2012

Feuerwehrverbandstag - Jahresbericht des Vorsitzenden

WELLINGHOLZHAUSEN. Der Verbandstag des Feuerwehrverbandes Melle e.V. ist in jedem Jahr ein wichtiger Meilenstein im Terminkalender der Feuerwehren. Im Rahmen des 110jährigen Bestehens der Ortsfeuerwehr Wellingholzhausen fand in diesem Jahr der Verbandstag in Wellingholzhausen statt.


Verbandsvorsitzender Stadtbrandmeister Karl-Heinz Meyer hielt dabei in seiner Ansprache Rückblick auf das Geschehene des letzten Jahres. Er blickte aber vielmehr auch nach vorne und versuchte insbesondere den anwesenden Vertretern von Politik und Verwaltung zu verdeutlichen, wo die Herausforderungen liegen, um auch in Zukunft den ehrenamtlich organisierten Brandschutz in der Stadt Melle weiterhin aufrecht erhalten zu können. 

Hier der Bericht des Verbandsvorsitzenden Karl-Heinz Meyer:

95 Prozent der Deutschen haben ein hohes Vertrauen in die Feuerwehr - damit sind die Brandschützer zum zehnten Mal in Folge Sieger in der repräsentativen Umfrage. So meldete im Frühjahr das Magazin "Reader's Digest". 

Der unverändert hohe Wert bestätigt das Engagement der Feuerwehren in dem europaweit nahezu einzigartigen System des flächendeckenden Brandschutzes."

Dies gilt insbesondere für den Dienst in der Feuerwehr, bei dem die Kameradinnen und Kameraden einen Großteil ihrer Freizeit einsetzen und ihre Gesundheit bzw. ihr Leben riskieren, um anderen Menschen in Not zu Helfen.

Hierzu sind aber Menschen notwendig! Menschen, die sich entschlossen haben, ehrenamtlich mitzumachen und dem Nächsten zu helfen. Menschen, die auch Familie und Freunde haben, die ihrem Beruf nachgehen und nebenbei oftmals auch noch in weiteren Bereichen aktiv sind. Und dennoch haben sie in den Feuerwehren Verantwortung übernommen.

Bei den Freiwilligen Feuerwehrten der Stadt sind dies aktuell 31 Frauen und 548 Männer.Hinzu kommen 40 Feuerwehrmänner in den Werkfeuerwehren. Im Ãœbrigen ist damit die Mitgliederzahl wieder um 14 auf die Zahl von 2010 angestiegen. Zumindest auf dem Papier sind wir damit weiterhin ganz gut aufgestellt.

Diese Mitgliederentwicklung ist ein Beweis, dass es auch weiterhin für junge Menschen interessant ist, sich in der freiwilligen Feuerwehr zu engagieren. In der Regel ca. 20 – 25 neue Mitglieder pro Jahr kompensieren dabei die Übertritte in die Altersabteilung.

Das dies so ist, ist sicher in erster Linie ein Verdienst unserer Jugendfeuerwehren. In einigen Stadtteilen sind sie seit über 40 Jahren ein wesentlicher Bestandteil der Nachwuchsförderung. Aber nicht nur die Vorbereitung auf den aktiven Feuerwehrdienst sondern gerade auch die allgemeine Jugendarbeit ist eine wesentliche Aufgabe, die durch die Jugendfeuerwehrwarte und Betreuer zusätzlich zu ihrem Dienst in der aktiven Abteilung mit Bravour geleistet wird. Ein herzliches Dankeschön dafür.

Das Interesse für die Jugendfeuerwehr wird dabei nicht nur durch „Vererbung“ sondern u.a. auch durch die „Brandschutzerziehung“ in Kindergarten und Schule geweckt. Eine wunderbare Aufgabe, die wir gerne noch ausbauen möchten. Derzeit gibt es aber nur eine begrenzte Anzahl Brandschutzerzieher, die zu den klassischen Schul- u. Kindergartenzeiten zur Verfügung stehen. Diese erfolgreiche Nachwuchsarbeit darf uns aber nicht die Augen vor der Realität im Personalbereich verschließen.

Für die Jugendfeuerwehr hat Olaf Klement das in seiner Ansprache am vergangenen Samstag sehr schön auf den Punkt gebracht. Die vielfältigen Angebote und oftmals auch schon Aufgaben, wie Internet, Ganztagsschule usw. lassen unseren Kindern und Jugendlichen kaum noch Zeit für andere Dinge.

Im Bereich der Aktiven haben wir am Abend und am Wochenende in der Regel eine mehr als ausreichende Anzahl Einsatzkräfte zur Verfügung. Das Problem ist nur, dass weiß der nächste Einsatz nicht. Der kommt eventuell auch mitten in der Woche - Morgens um 10 Uhr. Und dann kann es schon mal eng werden. Nicht nur die Anzahl der Einsatzkräfte ist dann entscheidend. Fahrer mit dem „richtigen“ Führerschein, Atemschutzgeräteträger und auch Führungskräfte müssen in ausreichender Anzahl rechtzeitig zur Verfügung stehen. Dazu kommen dann im länger andauernden Einsatzfall ausreichend Reservekräfte.

Dieses zu gewährleisten wird in unserer globalen Welt mit ihrem immer größer werdenden Stellenwert von Flexibilität und Individualität äußerst schwierig. Dazu kommt der sooft zitierte demographische Wandel. 

Ich bin nicht sicher, ob die vom MI in dem Projekt „Perspektiven 2020“ aufgeführten und nunmehr teilweise in das neue Brandschutzgesetz aufgenommenen Maßnahmen das System freiwillige Feuerwehr auch in Zukunft ausreichend erfolgreich hält. 

Die Doppelmitgliedschaft liest sich im neuen Brandschutzgesetz zwar ganz positiv. In der Praxis wird es nach meiner Überzeugung aber bei Einzelfällen bleiben. Konsequenterweise heißt das nämlich, nicht nur Einsatz sondern auch regelmäßige Übungsdienste in zwei Feuerwehren. Klar, wir sind im Grunde alle nach gleichen Vorschriften ausgebildet, ein reibungsloser Einsatz setzt aber mehr voraus. Dazu gehört, z.B. im gemeinsamen Atemschutzeinsatz, auch Vertrauen. Und das stellt sich nicht über Vorschriften ein.

Um die von den Bürgern zu Recht erwartete ständige und genügende Einsatzbereitschaft zu gewährleisten, praktizieren wir zur Zeit eine vorsorgliche, gleichzeitige Alarmierung mehrerer Feuerwehren auch zu mittleren Einsätzen. Dies sichert zwar die Einsatzbereitschaft, führt aber auch für viele Kameradinnen und Kameraden zum, vielleicht unnötigen, Verlassen des Arbeitsplatzes.

Die hieraus erwachsenden Probleme zu erkennen und dem entgegenzuwirken ist eine Aufgabe für uns Führungskräfte. Hier wird es keinen „Königsweg“ geben, dafür sind die örtlichen Randbedingungen doch oftmals recht unterschiedlich.

An entscheidender Stelle mit im Boot sitzen aber auch die Kommunen. Deren gesetzliche Aufgabe nicht nur die Einrichtung, sondern auch der Erhalt einer leistungsfähigen Feuerwehr ist.

Obwohl die individuelle Motivation der Kameradinnen und Kameraden für ihre Mitarbeit in der Feuerwehr nicht finanzieller Art ist, haben Geldfragen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Ehrenamt in direkter und indirekter Art und Weise. Die indirekte Einflussnahme über die ausreichende Ausstattung mit Fahrzeugen, Ausrüstung, Geräten und Feuerwehrhäusern kann die Motivation zur Mitarbeit zum Positiven beeinflussen.

Mit den von der Feuerwehr erarbeiteten und von Rat und Verwaltung anerkannten Fahrzeug- u. Gebäudekonzepten sind wir m.E. hier in Melle gemeinsam auf einem guten Weg auch die finanziell größeren Projekte umzusetzen.

Allerdings war der mir Mitte dieser Woche auf Anfrage zugeleitete Sachstandsbericht zu den diversen Projekten nicht der Beweis, dass das von uns nach den ersten Gesprächen erwartete Tempo auch beibehalten wird. Sicher, es gibt derzeit bei der Stadt nicht nur Projekte bei der Feuerwehr, auch andere Bereiche haben ihre berechtigten Forderungen. Wer aber ein effizientes Gebäudemanagement will, der muss auch bereit sein entsprechende Planungskapazitäten vorzuhalten oder einzukaufen. Momentan befürchte ich, dass der bisher abgestimmte Zeitplan bereits jetzt schon erheblich ins Stocken gerät.

Nachdem jahrelang unser Ruf an Sie, meine Damen und Herren von Rat und Verwaltung, der Umsetzung von, mit Geldausgeben verbundener Projekte galt, müssen wir mittlerweile auch immer dringender die Stützung des anderen Eckpfeilers im System Freiwillige Feuerwehr, dem Personal, ansprechen.

Wenn wir über Zukunftsperspektiven der Freiwilligen Feuerwehr in Melle diskutieren, dann müssen wir insbesondere folgende Fragen beantworten:

- Wo ist heute der Arbeitsplatz unserer Ehrenamtlichen ?
- Können Sie diesen jederzeit für einen Einsatz verlassen ?

Ich glaube weiterhin, dass es eine Vorbildfunktion haben könnte, wenn die Stadt Melle und die ihr verbundenen Unternehmen konkrete Zeichen setzen, wenn es um die Förderung der ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr – und damit unmittelbar für die Stadt Melle - geht.

Sicher sind auch Ansätze zur Förderung des Ehrenamtes, ob nun ideell oder materiell, zu diskutieren. Ohne geeignete Arbeitsplätze in vernünftiger Nähe zu den Feuerwehrhäusern bleibt aber alles nur ein Wunschtraum.

Mein heutiger Bericht soll aber nicht nur ein Klagelied sein. Es gibt durchaus auch Positives zu berichten.

Auf die bereits in anderen Beiträgen des heutigen Tages angesprochenen Fahrzeugbeschaffungen möchte ich nicht weiter eingehen. Freuen wir uns mit den Bueraner Kameraden, dass ihnen mit dem neuen Fahrzeug auch weiterhin adäquates Werkzeug zur Erledigung ihre Aufgaben zur Verfügung steht.

Ansonsten war es in den vergangenen Monaten ziemlich ruhig. Dies gilt für Brand- und Hilfeleistungseinsätze genauso, wie für andere Themen innerhalb und außerhalb der Feuerwehr der Stadt Melle.

Sicher, die anstehende Novellierung des Brandschutzgesetzes bringt die ein oder andere Veränderung. Es wird das Feuerwehrwesen in Niedersachsen aber nicht auf den Kopf stellen. Die zum Teil sehr emotionale Diskussion um die zukünftige Altersgrenze wird nach derzeitigem Stand der Dinge mit einem Kompromiss, der da 63 Jahre lautet, gelöst.

Ich bin gespannt ob dies Gesetz auch 44 Jahre Bestand hat. Ich glaube nicht daran.

Zum Schluss meiner heutigen Ausführungen, möchte ich feststellen, die Feuerwehren der Stadt Melle sind, auch wenn ich heute den ein oder anderen Punkt etwas kritisch und mahnend angesprochen habe, auf einem guten Weg und werden ihrerseits alles daran setzten, dass dies auch in Zukunft so bleibt.

Hierzu bedarf es allerdings auch weiterhin der zahlreichen Unterstützung innerhalb und außerhalb der Feuerwehren. Für die bisher erfahrene Unterstützung lassen Sie mich Dank sagen.

In erster Linie gilt mein Dank allen Feuerwehrfrauen und –männern, für die angenehme Zusammenarbeit, die Einsatzbereitschaft und das vielfältige Engagement.

Ein besonderer Dank gilt den Familienangehörigen unserer Mitglieder, denn nur durch die Toleranz und Akzeptanz in den Familien ist eine Feuerwehrarbeit in diesem Umfang überhaupt möglich.

Nicht vergessen möchte ich die Arbeitgeber, die, soweit es die betrieblichen Belange ermöglichen, das Engagement in der Feuerwehr ebenfalls unterstützen.

Bedanken möchte ich mich bei unseren Partnern in Rat und Verwaltung, unseren Führungskräften in den Jugendfeuerwehren, den Ortsfeuerwehren, dem Stadtkommando sowie den befreundeten Hilfsorganisationen und der Polizei für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit.

Lassen Sie mich schließen mit dem Jahresmotto des Landesfeuerwehrverbandes

FEUERWEHR - unverzichtbar

Verbandsvorsitzender 
Karl-Heinz Meyer

 


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